Stolpersteine in Koblenz
Im Jahr 1993 hatte der Kölner Gunter Demnig die Idee zu dem Projekt „Stolpersteine“. Sie entstand aus der Erfahrung, dass Erinnerungstafeln für Opfer des Nationalsozialismus an Privathäusern oft an dem Widerstand der jetzigen Eigentümer scheiterten. Deshalb sollten solche Erinnerungen in den öffentlichen Verkehrsraum vor diesen Häusern stattfinden. Dazu bot es sich an, kleine Steine in die Bürgersteige einzulassen. Dabei ging Demnig davon aus, dass die Gemeinden und Städte im Allgemeinen gegen solche Steine keine Einwände hätten.
1997 verlegte er die ersten „Stolpersteine“: 10 x 10 cm große Steine, die mit einer Messingplatte überzogen sind. Die Plättchen tragen einheitlich die Aufschrift: „Hier wohnte…“ und dann den Namen, das Geburtsjahr, das Todesjahr, den Todesort und ggf. die Todesursache (z.B. „hingerichtet“). Sie sollen für Passanten zufällige Erinnerungen an NS-Opfer wachrufen.
Voraussetzung ist jeweils, dass der Betreffende durch die Verfolgung zu Tode gekommen oder alsbald in deren Folge gestorben ist. In Einzelfällen gibt es auch „Stolpersteine“ für Personen, die vor der drohenden Verfolgung den Freitod gewählt haben, oder auch für Angehörige von NS-Opfern.
Seit dem 27. Januar 2007 – dem nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus – liegen solche „Stolpersteine“ auch in den Bürgersteigen von Koblenz.
Federführend für die Verlegung dieser Stolpersteine war und ist die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz. Diese Gesellschaft ist federführend - und nicht unser Förderverein. Der Grund dafür ist, dass die meisten NS-Opfer in Koblenz und in ganz Deutschland und auch in dem damals von Hitler-Deutschland besetzten Ländern Europas Menschen jüdischer Herkunft waren. Sie wissen, es waren ungefähr 6 Millionen Menschen. Und deswegen stehen auch die jüdischen Opfer bei den Stolpersteinen hier in Koblenz im Mittelpunkt. So wird es dann auch bei der Führung jetzt sein.
Wenn auch die Christlich-Jüdische Gesellschaft für diese Stolpersteine federführend war, so war doch unser Förderverein Mahnmal Koblenz von Anfang mit dabei. Wir fühlen uns für alle NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung „zuständig“. Dementsprechend haben wir einen breiteren Ansatz – und dazu gehören auch und erst recht Biografien von Menschen jüdischer Herkunft. Es ist halt nur so, dass von den unterschiedlichen Ansätzen her die von unserem Förderverein erarbeiteten Biografien in Gänze nicht identisch sind mit den hinter den Stolpersteinen stehenden Biografien. Es gibt recht häufig eine Übereinstimmung, aber eben nicht zwingend in allen Fällen.
Im Übrigen sind die Informationen zu den einzelnen NS-Opfer sehr unterschiedlich. Über manche wissen wir einiges und haben auch persönliche Fotos und Dokumente. Das ist vor allem bei denen der Fall, von denen Angehörige überlebt haben, weil sie – etwa als Kinder – mit den Kindertransporten rechtzeitig gerettet wurden, und es dann von denen einen Kontakt hier nach Koblenz gab. Von anderen wissen wir etwas aus Täter-Unterlagen, etwa aus Zeitungsartikeln aus der NS-Zeit oder auch aus Akten. Auch hängt das Wissen über die Personen davon ab, ob sie oder ihre Angehörigen schon lange in Koblenz wohnten oder ob sie erst vor kürzerer Zeit zugezogen waren.