1. Station: Ehemalige Synagoge Bürresheimer Hof - Florinsmarkt

 



Der Florinsmarkt heute (v.r.n.l.):
Portal der Florinskirche, Schöffenhaus (hinter dem Baum rechts), Altes Kaufhaus, Bürresheimer Hof (Quelle: wikipedia).

Aus gutem Grund beginnt unser Rundgang auf dem Florinsmarkt. Dies ist der älteste Teil von Koblenz und auch ein ehemals wichtiger Ort für die Geschichte der Juden in Koblenz. 

Hier verlief die Handels- und Heerstraße schon zur Zeit der Römer. Ganz in der Nähe, hinter diesen Häuserfronten fließt die Mosel, bevor sie dann nach wenigen hundert Metern am Deutschen Eck in den Rhein mündet. Ungefähr an dieser Stelle war ein Moselübergang, um im Norden nach Köln und im Süden nach Mainz zu gelangen. Vermutlich kamen Juden mit den Römern an den Rhein, als ihre Sklaven, wie auch als Freie, als Soldaten, Kaufleute und Ärzte. Nachgewiesen ist das für Köln durch den Erlass des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 n. Chr. Dann verliert sich die Spur von Juden am Rhein für einige Jahrhunderte. Erst wieder im 10. Jahrhundert gab es in Mainz eine jüdische Gemeinde. In Koblenz existierte jedenfalls in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde. Es folgten in den nächsten Jahrhunderten Pogrome, Vertreibungen, Neu- und Wiederansiedlungen. 

Im 19. Jahrhundert blühte die jüdische Gemeinde auf. Zeugnis davon gibt dieses Gebäude, der Bürresheimer Hof. 

Die ehemalige Koblenzer Synagoge im Bürresheimer Hof auf dem Florinsmarkt (Quelle: Stadtrarchiv Koblenz).

Das ist ein im Renaissancestil um 1660 errichteter Adelshof. 1850 erwarb ihn die jüdische Gemeinde, baute ihn um und weihte ihn im Folgejahr ein. Das Gebäude hatte außer dem Synagogenraum zwei Säle und Unterrichtsräume, in denen die Kinder in israelitischer Religion, Geschichte des jüdischen Volkes und hebräischer Sprache unterrichtet wurden, sowie die Rabbiner- und Kantorwohnung.


Das Innere der ehemaligen Koblenzer Synagoge, vor dem Umbau im Jahr 1923. 

Diese Heimstatt der Koblenzer Juden fand beim Novemberpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ihr jähes Ende. Damals wurde die gesamte Inneneinrichtung des Bürresheimer Hofes zerstört, das Inventar, liturgische Gerätschaften, Bänke wurden aus den Fenstern auf den Florinsmarkt geworfen. Angezündet wurde das Gebäude nicht – aus Sorge, dass die danebenliegende Bebauung in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. 

Die ehemalige Koblenzer Synagoge mit der umliegenden Bebauung, die eine Inbrandsetzung verhinderte. (Quelle: Stadtarchiv Koblenz).

Hier beginnen wir nun unseren Stolperstein-Rundgang ohne einen Stolperstein. Sie wissen bestimmt, dass die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig grundsätzlich am letzten frei gewählten Wohnsitz nur der NS-Opfer verlegt werden, die durch die Verfolgung der Nazis auch zu Tode gekommen sind. 

Diese Voraussetzungen sind am Bürresheimer Hof nicht erfüllt. Zwar gab es hier eine Rabbinerwohnung, die auch bewohnt war, jedoch verließ der letzte Rabbiner, Dr. Max Vogelstein, am 28. April 1938 noch rechtzeitig Hitler-Deutschland und emigrierte in die USA. Dort starb er im Jahr 1984. Deshalb kann hier für den letzten Koblenzer Rabbiner oder für ein anderes jüdisches NS-Opfer kein Stolperstein verlegt werden.