3. Station: Marktstraße 5 - Familie Daniel
Gehen wir jetzt die Straße an der Liebfrauenkirche weiter und biegen links in die Marktstraße ein. Dort bleiben wir nach einigen Schritten stehen.
Hier auf der rechten Seite, am Haus Marktstraße 5, finden wir zwei Stolpersteine.
2 Stolpersteine für Simon Daniel und seine Ehefrau Olga, geb. Laubheim.
Sie liegen fälschlicherweise in der Marktstraße 5, sie müssten ebenfalls An der Lebfrauenkirche11 liegen.
Sie sind für Simon Daniel und seine Frau Olga, geb. Laubheim, verlegt. Darauf heißt es: „Simon Daniel, geboren 1859, wurde von Koblenz am 27. Juli 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, von dort in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und am 19. September 1942 in Treblinka ermordet.“ Für seine 1880 geborene Frau Olga, gibt es die gleichen Angaben. Diese Angaben sind in sich richtig, die beiden Stolpersteine sind aber an der falschen Stelle verlegt.
Erinnern Sie sich an den Text von Kurt Hermann, den ich Ihnen vorhin zitiert habe: In Koblenz gab es zwei Metzgereien Daniel. Die eine hatte ihr Geschäft auf der Verlängerung der Löhrstraße, zwischen den Vier Türmen und dem Marktplatz (gemeint ist: Münzplatz, Erg.d.A.), die andere (…) am Platz vor der Liebfrauenkirche, nicht weit von der Ecke der Gemüsegasse.“
Wie ich Ihnen sagte, wohnte der Metzger Simon Daniel mit seiner Frau Olga aber nicht hier in der Marktstraße, sondern An der Liebfrauenkirche 11. In der Marktstraße 5 hatte der zweite Metzger Daniel sein Geschäft und wohnte dort mit seiner Familie. Das war der ältere Sohn der erwähnten Eheleute Simon und Olga Daniel und Bruder von Otto Daniel, nämlich der 1891 geborene Bruno Daniel. Er lebte hier mit seiner Frau Ella und ihrer 1923 geborenen Tochter Lotte.
Eine Veranstaltung der Metzgerinnung in Koblenz mit Bruno Daniel, in der Bildmitte, ganz links in der Sängergruppe, o.J.
Auch für diese Familie Daniel änderte sich ihr Leben nach der Machtübernahme der Nazis grundlegend. Ihre Metzgerei hier wurde ebenfalls von Anfang an boykottiert. Auch gegen sie wurde in der „Judenliste von Koblenz“ zum Boykott aufgerufen.
Die „Judenliste von Koblenz, von September 1935, mit dem Eintrag: Marktstraße 7(?): Daniel, B., Metzgerei.
Die Familie Bruno Daniel hatte das gleiche Schicksal wie die Familie Otto Daniel. Bruno Daniel wurde nach dem Novemberpogrom 1938 von der Gestapo festgenommen und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Am 25. November 1938 ließ man ihn wieder frei.
Karteikarte des Konzentrationslagers Dachau betr. Bruno Daniel, mit seiner Häftlingsnummer
und dem Entlassungsdatum 25. November 1938 (Quelle: Excl. Lizenz: Digitales Archiv, ITS Bad Arolsen).
Bruno, seine Frau Ella und Tochter Lotte wurden dann mit der 1. Deportation von Juden aus Koblenz am 22. März 1942 in das Durchgangsghetto Izbica verschleppt.
Zu den Stolpersteinen können und müssen wir also festhalten: Die beiden Stolpersteine hier in der Marktstraße 5 sind vom Text her richtig, sie gehören aber zum Haus An der Liebfrauenkirche 11. In der Marktstraße 5 lebte auch eine kleine jüdische Familie namens Daniel, Vater Bruno, Mutter Ella und Tochter Lotte. Sie wurden mit der 1. Deportation von Juden aus Koblenz am 22. März 1942 „nach dem Osten“ verschleppt. Für sie gibt es aber keine Stolpersteine.