7. Station: Roonstraße 6 - Alfred Duckwitz
Wir gehen jetzt die Johannes-Müller-Straße ein kurzes Stück weiter und biegen links in die Kurfürstenstraße ein. Wir passieren auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Bundeswehrfachschule, dort liegen an der linken Grundstücksgrenze vier Stolpersteine für die Familie Jakob Gottschalk. Diese haben wir im Stolperstein-Rundgang 2 porträtiert.
Wir folgen der Kurfürstenstraße weiter, über den Markenbildchenweg hinweg bis zur Roonstraße. Dann biegen wir links in die Straße ein und bleiben auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig vor dem Haus Roonstraße 6 stehen.
Hier liegt der Stolperstein für den Verleger Adolf Duckwitz.
Stolperstein für Adolf Duckwitz.
Adolf Duckwitz wurde im Jahr 1873 in Koblenz geboren. Hier wuchs er auf, ging zur Schule, machte am Realgymnasium (heute: Eichendorff-Gymnasium) sein Abitur. Anschließend war er bei einer Bank in Ausbildung und studierte Volkswirtschaftslehre.
Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er in einer Zensurstelle. In der Zeit der Weimarer Republik wurde Duckwitz Verlagsdirektor des „Koblenzer General-Anzeigers“, der zusammen mit der „Koblenzer Volkszeitung“ führenden Tageszeitung in Koblenz und Umgebung. Außerdem war er Geschäftsführer der sehr traditionsreichen Krabbenschen Buchdruckerei GmbH, bei der der Koblenzer General-Anzeiger gedruckt wurde.
Doch damit nicht genug. Duckwitz war in vielen herausgehobenen Posten engagiert. So war er Vorsitzender des Verbandes rheinischer Zeitungsverleger, Aufsichtsratsvorsitzender der Rhenser Mineralbrunnen AG, der Neuen Selterser Mineralquell AG. Auch gehörte er dem Vorstand des deutschen Buchdruckervereins, des Vereins Deutscher Zeitungsverleger und anderer Fachvereinigungen an. Duckwitz war Mitglied der Industrie- und Handelskammer Koblenz und Handelsrichter beim Handelsgericht Koblenz. In der Weimarer Zeit stand Duckwitz als Meister vom Stuhl der Koblenzer Freimaurerloge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ vor.
Das Logenhaus Münzplatz 11, vor 1934.(Quelle: HIER)
Der Logentempel, um 1930. (Quelle: HIER)
Alles in allem war Adolf Duckwitz am Ende der Weimarer Republik, Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre, ein wichtiger und einflussreicher Meinungsmacher und Wirtschaftsführer in Koblenz und aufgrund seines vielfältigen Engagements gut vernetzt, im ganzen Rheinland und auch darüber hinaus.
Damit war Adolf Duckwitz den Ende der 1920er Jahre auch in Koblenz stärker werdenden Nazis ein Dorn im Auge. Das galt schon aufgrund seiner Position als Verleger des damals maßgeblichen Koblenzer General-Anzeigers. Denn 1930 gründete der Gauleiter von Rheinland-Süd Robert Ley das „Nationalblatt“, eine Propagandazeitung der hiesigen NSDAP. Das Blatt versuchte, den etablierten beiden Zeitungen ihre Leser abspenstig zu machen und die Konkurrenzblätter auszustechen. Dazu arbeiteten die Nazis mit harten Bandagen, gerade auch gegen den Koblenzer General-Anzeiger von Adolf Duckwitz.
Verleger Adolf Duckwitz, o.J.
Nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933 wurde das Nationalblatt die amtliche Tageszeitung im Regierungsbezirk Koblenz. Seinen Kampf gegen die Konkurrenzblätter setzte das Blatt aus einer stärkeren Position fort. Dabei ging es dem Nationalblatt und den Nazis nicht nur um Gewinnerzielung, sondern ganz allgemein auch um die Abschaffung der Meinungsfreiheit durch die Ausschaltung der bislang freien Medien bzw. deren Gleichschaltung mit den Nazi-Presseorganen.
Von daher war der Verlagsdirektor Adolf Duckwitz von Anfang an im Fadenkreuz der Nazis. Sie überzogen ihn mit Beleidigungen und Schmähungen. Diese Hetze gegen ihn nahm noch zu und uferte aus, weil er außerdem noch Stuhlmeister der Koblenzer Freimaurerloge gewesen war. Wie überall so auch in Koblenz schikanierten die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten die Freimaurerlogen, denn sie waren ihnen suspekt. Die Nazis wollten alles kontrollieren und beherrschen, sie duldeten in keinem Bereich eine autonome, nach eigenen Gesetzen und Regeln lebende und handelnde Gemeinschaft. So bekämpften sie nicht nur die anderen politische Parteien, die Gewerkschaften und Kirchen, sondern eben auch Gemeinschaften wie die Freimaurer.
Duckwitz wurde verhaftet und angeklagt, es drohte ihm ein grob ehrverletzender politischer Schauprozess. Er sah das Schlimmste auf sich zukommen. Da fügte es sich, dass er während der Untersuchungshaft in ein Krankenhaus verlegt werden musste. Als seine Rückführung ins Gefängnis unmittelbar bevorstand, entschied sich Adolf Duckwitz, freiwillig aus dem Leben zu scheiden.
Karteikarte der Gestapo Koblenz betr. Adolf Duckwitz.
(Quelle: Excl. Lizenz: Digitales Archiv, ITS Bad Arolsen)