8. Verlegeaktion von „Stolpersteinen“ in Koblenz (v. 18.11.2013)
Am 13. November 2013 wurden in Koblenz wieder „Stolpersteine“ verlegt. Es war ein zusätzlicher, zunächst nicht vorgesehener Termin für die Steine, die an die Familie Dr. Hugo und Senta Bernd, geb. Fuchs, am Friedrich-Ebert-Ring 39 erinnern. Ursprünglich sollten diese beiden „Stolpersteine“ bei der letzten Aktion am 30. August 2013 verlegt werden. Dies wurde aber verschoben, weil sich kurzfristig Angehörige der Familie Bernd meldeten und gern bei der Aktion dabei sein wollten. Natürlich haben die Initiatoren diesem Wunsch entsprochen und im Einvernehmen mit den Angehörigen den 13. November 2013 festgelegt. Durch die Beteiligung der Familie wurde die Verlegeaktion noch um die Kinder der Eheleute Bernd erweitert. „Stolpersteine“ erhielten auch der Sohn Rolf (geb. 1913), die Tochter Beate (geb. 1915) und der Sohn Hans (geb. 1929), die inzwischen alle verstorben sind.
Hans Bernd, Beate Bernd, Hugo Bernd und Senta Bernd geb. Fuchs 1938
Die Verlegung der „Stolpersteine“ war für die Familie ein großes und bewegendes Ereignis. Nicht nur die noch in Koblenz lebenden Angehörigen waren anwesend, sondern auch zahlreiche Familienmitglieder aus England. Dorthin haben die jüngeren Kinder Beate und Hans, letzterer mit einem Kindertransport der Quäker im Frühjahr 1939 aus Deutschland fliehen können.
Beate Bernd, Hans Bernd und Rolf Bernd 1934
Der Rahmen der Aktion war auch ohne die Teilnahme von Gunter Demnig sehr würdig. Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig begrüßte die zahlreichen Teilnehmer, unter ihnen auch Vertreter der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz, des Fördervereins Mahnmal Koblenz, der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz und des Freundschaftskreises Koblenz – Petah Tikva. Die nächsten Familienmitglieder legten dann nacheinander die einzelnen Steine in das Pflaster. Zur Verlegung fügten sie den Steinen Fotografien ihrer toten Angehörigen und eine Rose zur Erinnerung bei. Die Zeremonie endete mit dem von Simon Burne gesprochenen jüdischen Totengebet, dem Kaddish.
Zur Erinnerung an diesen ganz besonderen Familientag stellten sich die Angehörigen dann auch noch zum Gruppenfoto auf.
Es war eine glückliche Fügung, dass der Verlegeort unmittelbar neben dem Koblenzer Studio des SWR lag. Dadurch war ein anschließendes Interview im SWR mit Simon Burne (Sohn von Hans Bernd, der sich später in England John Burne nannte) und seiner Cousine Cathy (der Tochter von Beate Bernd) möglich. Die Aufnahmen werden dazu dienen, über die Familie Bernd einen kleinen Beitrag von SWR2 im Rahmen der „Hörstolpersteine“ zu bereichern.
Herr Burne sagte noch zu, Fotos von der Verlegeaktion zur Verfügung zu stellen sowie auch Fotos der Familie Bernd aus der Koblenzer Zeit zuzusenden. Dieses Angebot nahm Joachim Hennig vom Förderverein Mahnmal Koblenz dankend an, denn er beabsichtigt, für die Ausstellung zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2014 eine eigene Personentafel für Hans und Beate Bernd zu erarbeiten.
Bewegt von dem Interesse und dem Engagement in Koblenz für ihre Familie nahmen die Burnes Abschied. Durch das gemeinsame Erinnern an ihre Angehörigen war man man sich näher gekommen. Die „Engländer“ verließen Koblenz mit der Zusage, nächstes Jahr mit weiteren Angehörigen nach Koblenz zu kommen. Wir Koblenzer werden ihnen einen interessanten Aufenthalt bereiten.
Stolpersteine zum Hören (v. 13.11.2013)
Die Idee Gunter Demnigs, für Opfer des Nationalsozialismus „Stolpersteine“ zu verlegen, ist inzwischen allgemein bekannt. Sie ist auch an vielen Orten in Deutschland und darüber hinaus mit den kleinen Messingsteinen in die Tat umgesetzt worden. Nun erfahren diese Idee und ihre Ausführung eine ganz wesentliche Ergänzung: Sie werden hörbar! Möglich macht dies ein großes Hörfunkprojekt von SWR2 mit dem Titel „Ein Stein, ein Mensch, eine Stimme“. Mit diesem geht SWR2 ab dem 8. November 2013 im ganzen Sendegebiet den Geschichten nach, die sich zwischen Geburts- und Todesdatum auf den Stolpersteinen verbergen. Durch Gespräche mit überlebenden Familienmitgliedern, Briefe und Tagebucheinträge werden Fragmente ihrer Biografien hörbar. Doch nicht nur das. Auch das Internet ist mit dabei. Dort können die akustischen Stolpersteine nachgehört werden und Fotos sowie Dokumente ergänzen die Lebensgeschichten.
Am Freitag, dem 8. November um 19.05 Uhr begann SWR2 mit der Auftaktsendung „Weil eine Zahl keinen Namen hat“. Diese wurde vom Landesstudio Baden-Württemberg ausgestrahlt.
Vorreiter in dieser Projektreihe ist das Landesstudio Baden- Württemberg. Bald wird sich das Landesstudio Rheinland-Pfalz auch einschalten. In Koblenz arbeitet bereits das Studio Koblenz an diesen „Hör-Stolpersteinen“. Verantwortlich ist die SWR-Redakteurin Marianne Lechner. Auch unser stellvertretender Vorsitzender Joachim Hennig ist als Ideengeber und „Materiallieferant“ mit dabei. Hennig stellt sein Wissen und seine Unterlagen gern zur Verfügung, denn seiner Meinung nach schafft dieses Projekt durch die Medien Rundfunk und Internet eine hohe Aufmerksamkeit für die NS-Opfer vor Ort und für die Gedenkarbeit insgesamt.
Der Einstieg und die ersten Ergebnisse dieses großen Projekts sind bereits im Internet vorhanden. In der SWR- Mediathek ist der Eröffnungsbeitrag in der Landesschau Baden-Württemberg vom 8. November zu sehen.
Die SWR-Stolpersteinseite erreichen Sie HIER